EIN WICHTIGER FACHTAG FÜR DIE MEHRSPRACHIGKEIT IN FREIBURG
Rückblick auf die Fachtagung "Diversität und Mehrsprachigkeit im Bildungsalltag" vom 15.10.2022 in Zähringer Bürgerhaus


Am 15.10.2022 fand unsere zweite Fachtagung zum Thema „Diversität und Mehrsprachigkeit im Bildungsalltag“ statt. Sie stellte die Frage: Wie können wir Familien mit Zuwanderungsgeschichte (aktuell über 40 Prozent in Freiburg) stärken und Chancengleichheit fördern?
Ausgangspunkt der Diskussionen der Fachtagung bildete unsere Handlungsempfehlung, die die Ergebnisse aus der Auftaktveranstaltung im Dezember 2021 erfasst und einzelne Maßnahmen sowie Handlungsschritte in vier Hauptbereichen gebündelt darstellt. Der Migrant*innenbeirat hat auf dieser Grundlage einen Antrag für den Beteiligungshaushalt 2023/24 gestellt und fordert darin, dass eine Koordinierungs- und Beratungsstelle zur Förderung von Mehrsprachigkeit und herkunftssprachlichen Unterricht in städtischer Verantwortung geschaffen wird.
Im Rahmen der Fachtagung haben vor diesem Hintergrund drei Sofagespräche mit insgesamt neun Podiumsgästen dabei stattgefunden, u.a.: Prof. Dr. Petra Gretsch (PH Freiburg), Prof. Dr. Katharina Brizic (Universität Freiburg), Hatice Hagar (Amt für Schule und Bildung, Freiburger Bildungsmanagement), Argyri Paraschaki-Schauer (LAKA) und Sylvia Fall (Stadt Emmendingen). Gemeinsam haben wir darüber gesprochen, was wir in Freiburg zivilgesellschaftlich und kommunalpolitisch tun können, um Diversität und Mehrsprachigkeit nachhaltig zu fördern.
Als Haupterkenntnis nehmen wir aus den Sofagesprächen mit, dass die Anerkennung der Mehrsprachigkeit aufgrund des hohen Anteils von Familien mit Zuwanderungsgeschichte keine Politik für „die anderen“, sondern ein „Mainstream-Phänomen“ darstellt, das in Gemeinderäten und kommunalen Verwaltungen leider noch nicht ausreichend erkannt wird.
Darüber hinaus haben Perspektiven zwischen Forschung und Praxis deutlich zeigen können, dass Mehrsprachigkeit als Bildungsressource an Schulen und Kitas noch stärker wahrgenommen und berücksichtigt werden soll: In dieser Hinsicht gibt es bereits gute kommunale Ansätze für die Förderung von Mehrsprachigkeit. Diese müssen jedoch in die regelschulischen Angebote integriert werden. Es müssen hierfür mehr Ressourcen (personell und finanziell) aufgebracht werden. Insbesondere herkunftssprachliche "Samstagschulen" gehören in den Schulalltag und nicht bloß als Freizeitangebot.
Bezogen auf die spezifischen Bildungsfragen und Bedürfnisse von zugewanderten und geflüchteten Familien aus Freiburg wurden Projekte zur Unterstützung und Empowerment von Eltern vorgestellt, darunter das Projekt „Ehrenamtliche empowern Eltern“, bei dem herkunftssprachliche Elternbegleiter*innen gewonnen und geschult wurden. Projekte dieser Art fördern Chancengleichheit auf kommunaler Ebene und unterstützen das Regelsystem, müssen jedoch vermehrt darin integriert werden.

